MRO-Bergturnfahrt 27. / 28. August 2016 in’s Toggenburg
Samstag:
Martin zählte auf dem Bahnhof Opfikon seine MRO „Schäflein.“ Die Anzahl schien zu stimmen, also nichts wie los auf die S-7 Richtung Rapperswil. Der Voralpen-Express brachte uns weiter, doch leider nur bis Uznach. Wegen Bauarbeiten war der Ricken-Tunnel gesperrt. So ging’s mit dem Bahnersatzbus, als kleine Überraschung und bei schönstem Wetter, über den Ricken nach Wattwil. Ein weiterer gelber Bus fuhr uns nach Alt. St. Johann.
Mit einem fröhlichen Lachen, einem herzlichen Willkomm im Toggenburg und einem Händedruck begrüsste uns an der Haltestell die barfüssige Lina Koller. Sie übernahm unser „Schlafgepäck“ und fuhr damit zum Hotel nach Wildhaus. Danke Lina.
So „erleichtert“ transportierte uns die Seilbahn zur Alp Sellamatt, wo Ruedi Anliker, der Ideengeber zu dieser Tour, als Begrüssungs-Komitee amtete. Martin zählte zur Sicherheit nochmal nach, 27, nun waren wir komplett.
Gestärkt mit Kafi und Gipfeli startet eine Neuner-Gruppe den Aufstieg zum Chäserrugg auf 2262 M. über Meer. Eine ziemlich schweisstreibende Angelegenheit. Mit von der Partie natürlich Sisu, Kurt’s Labrador, der den gesamten Weg sicher mehrere male abspulte. Mit zunehmender Höhe ging auch er auf Sparflamme und sein Hecheln tönte wie eine schnellfahrende Dampflock.
Der anfänglich noch sanfte Anstieg verleitete zum Sprüche klopfen. Bald wurde es aber stiller, auf dem steilen, felsigen Weg suchte sich jeder seine kräfteschonende Variante. Die Wanderstöcke taten hier einen wertvollen Dienst um die Kniegelenke zu schonen. Wenn immer möglich genoss man bei einer kurzen Rast die wunderschöne Aussicht. Die über den Köpfen kreisenden Gleitschirmflieger verleiteten zum Träumen.
Nach zwei Stunden und einigen Strapazen war der Sattel erreicht. Welch herrliche Aussicht auf Walensee und Flumserberge. Gerne wäre man länger da geblieben, aber Ruedi drängte zum Aufbruch und zeigte auf das nächste Ziel, den Hinterrugg. Von da an sahen wir ihn nur noch von hinten kleiner und kleiner werden.
Mit neuem Mumm wurde das letzte, steile Wegstück in Angriff genommen und bald war der höchste Punkt des Aufstieges, der Hinterrugg erklommen. Stolz erfüllte die neun Männerriegler über ihre Leistung, war doch der Jüngste noch nicht 65, der Älteste jedoch über achtzig Jahre alt. Auf dem flachen Bergrücken ging’s nun zügig zum Chäserrugg, der wohlverdienten Rast und dem lange ersehnten Bier entgegen.
Mit der Luft- und der Standseilbahn liessen sich die Ermüdeten nach Unterwasser fahren. Im Talboden angekommen tönte ihnen Country-Musik entgegen. Diesen Tönen konnten sie nicht widerstehen und so landeten alle in einem grossen Zelt. Die Tänzerin auf der Bühne verzauberte die Neun so sehr, dass Müdigkeit und Nachtessentermin beinahe vergessen wurde.
Etwas gemütliche nahm es die restliche Gruppe. Ein Teil des Klangweges mit Ziel Seilbahnstation Iltios. Natürlich mussten die verschiedenen Klang-Stationen gebührend ausprobiert werden. So schepperte, bimmelte, klapperte und tutete es unterwegs was das Zeug hält. Man war ja auf dem Klangweg und nicht auf einer Beerdigung. In manch einem erwachte dabei etwas das Kind im Manne.
Ohne grosse Anstrengung brachte die Seilbahn die ganze Gruppe auf den Chäserrugg. Je nach körperlichem Befinden begab sich jeder auf einen längeren oder kürzeren Rundweg. Letztlich trafen sich alle wieder im Bergrestaurant zum Mittagessen. Den „Abstieg“ zur Talstation Iltios übernahm wiederum die Seilbahn.
Für den Rest des Weges bis zum Hotel Gamplüt-Zentrum in Wildhaus war nun Schusters Rappen gefragt. Die Sonne brannte unbarmherzig, ziemlich durstiges Wetter. Ein geplanter Zwischenhalt an den Schwendiseen gestaltete sich als Flopp. Das Restaurant war „randvoll“ und die Selbstbedienungsausgabe sah ziemlich überlastet aus. Also weiter zur nächsten „Tränkestelle.“ Diese befand sich jedoch erst im Weiler Lisighaus, Karl Alpiger, unsere Rettung. Die ganz Tapferen nahmen danach den Wegrest zum Hotel zu Fuss in Angriff, die Müderen wählten das Postauto.
Zimmerbezug und möglichst schnell unter die Dusche. War das eine Wohltat, man fühlte sich wie neu geboren. Ein kühler Trunk vor dem Nachtessen, das tat echt gut.
18:30 Uhr, auch die letzten Wanderer waren eingetroffen. Im Nachbarhaus des Hotels duftete es schon ganz verführerisch nach gespicktem Braten. Das Nachtessen schmeckte allen hervorragend und die Teller wurden leergegessen. Für die ganz Hungrigen gab’s sogar einen Nachschlag. Das Dessert, Eiscreme mit heisser Beerensauce, rundete das Menue wunderbar ab. Natürlich durfte zuletzt das Turnerlied nicht fehlen.
Der Abend war schon ziemlich weit vorgerückt, aber an Schlafen dachten nur wenige. Nach der grossen Anstrengung wollte man den Tag sanft und feucht ausklingen lassen. Die Gartenwirtschaft bot dazu das ideale Ambiente. Allmählich machte sich das Sandmännchen aber auch bei den härtesten Nachtschwärmern bemerkbar.
Sonntag:
Wichtige Merkpunkte:
07:30 Uhr Abgabe des „Schlafgepäcks“ bei Ruedi’s Auto. In verdankenswerter Weise übernahm er den Transport unserer Säcke nach Neu St. Johann.
Tenue: Neues Turnleibchen, wir wollten ja einen guten Eindruck hinterlassen und ein Gruppenfoto sollte auch noch drin liegen.
Zu Fuss oder mit der Seilbahn ging’s um 08’00 Uhr hinauf zum Bergrestaurant Gamplüt. Auf der sonnenbeschienen Terrasse stand schon alles für unseren Brunch bereit. Liebevoll vorbereitet von Lina Koller und ihrem Team. Ihr Mann Hans amtete als Seilbahnbediener, Trompeter und Sprücheklopfer.
Pünktlich um 9 Uhr war auch Ruedi von der Gepäcktour zurück. Er wurde mit Gesang und Trompetenklang gebührend begrüsst.
Auf los geht’s los, die heisse Schlacht am kalten Buffet war eröffnet. Was Lina da vorbereitet hatte muss man als absolut fabelhaft bezeichnen. Reichhaltig, vielfältig, und ganz toll arrangiert, da konnte jedermann etwas nach seinem Gusto finden. Wer hier hungrig vom Tisch ging der war selber schuld.
Inzwischen hatten sich auch die Beerenberg- Musikanten aus Winterthur zum Einsatz bereit gemacht. Leider konnten wir ihr Spiel nur kurz geniessen denn um 11’00 Uhr war Abmarsch. Die leicht Handikapierten fuhren mit der Seilbahn zurück nach Wildhaus und von dort weiter nach Neu St. Johann.
Die munteren Klänge begleiteten die Wanderfreudigen noch einige Zeit, dann neigte sich der Weg talwärts und unter Ruedis Führung wand sich der Pfad teilweise recht stotzig Richtung Thurfälle. Romantisch, in einer engen, kühlen Schlucht gelegen, doch leider ohne einen Tropfen Wasser. Irgend jemand hatte wohl weiter oben den Hahn zugedreht.
Mit etwas Vorsprung auf den Fahrplan wurde die Haltestelle Unterwasser-Dorf erreicht. Die verbleibende Zeit nutzten einige zum nochmaligen Besuch des Country-Zeltes. Die Tänzerin hatte wohl bleibende Eindrücke hinterlassen.
Stein-Gemeindehaus war das nächste Ziel, erreichbar mit dem gelben Bus. Die Wandermüden fuhren weiter, für die noch Fitten hiess es Sack auf, dem Thurweg entlang mit Ziel Nesslau-Neu St. Johann. Der Wanderweg war recht anstrengend. Steil bergauf und bergab, über Treppen und Brücken. Zum Glück lud unterwegs eine schattige Gartenbeiz zum kurzen Verweilen und Durstlöschen ein. Nur noch 40 Minuten bis zum Ziel, das war doch machbar.
Auf Wunsch wurde die Führung durch die Kleinbrauerei St. Johann etwas abgekürzt. Aus feinstem Toggenburger Wasser, Malz, Hefe und Hopfen werden hier verschiedene Biersorten gebraut die wir anschliessend degustieren durften. Bei einem Zvieriplättli servierten und erklärten uns die jungen Damen die fünf am häufigsten hergestellten Sorten. Einige davon mundeten hervorragend, andere wiederum waren ziemlich gewöhnungsbedürftig.
17:13 Uhr Abfahrt vom Bahnhof Nesslau. Wie immer waren alle pünktlich zur Stelle um sich von Ruedi Anliker und vom Toggenburg zu verabschieden. Eine erlebnisreiche, schöne und bestens organisierte Turnfahrt war zu Ende.
Herzlichen Dank den Verantwortlichen Ruedi, Erich, Martin und Kari für die grosse Arbeit. Wie immer hat die nicht ganz einfache Organisation bestens geklappt.
Der Schreiberling: Franz Weber