Sonntag, 05 Juni 2016 17:11

Henji Mboyo begeistert an der Junioren-EM in Bern

Henji Mboyo führt Schweizer Juniorenteam zu EM-Bronze

 

Am ersten Wettkampftag, 25. Mai, der Kunstturn-EM in Bern gab es auch gleich eine erste Medaille, nämlich Bronze, für die Schweiz. Verantwortlich dafür zeichnete das Junioren-Team mit Andreas Gribi, Moreno Kratter, Noe Seifert, Samir Serhani und dem 17-jährigen Glattbrugger Henji Mboyo verantwortlich.

 

Henji, der bereits vor vier Jahren in Montpellier (F), als damals 13-Jähriger, im Junioren-EM-Team stand, das dort ebenfalls Bronze erturnte, war diesmal der eigentliche Team-Leader, der massgeblich zum erneuten Medaillengewinn der Schweizer Junioren beitrug, die sich am Ende mit gesamthaft erturnten 249.959 Punkten nur von Grossbritannien (253.436 P.) und Russland (252.061 P.) schlagen lassen mussten.

 

Die junge Schweizer Truppe, von der Stimmung in der Halle sichtlich beflügelt, gelang am Reck mit 41.165 P., der höchsten Teamwertung an diesem Gerät, ein Traumstart. In der Folge entwickelte sich ein spannender Zweikampf mit den Franzosen, die ihrerseits mit  der Barren-Höchstwertung von 43.299 P. in den Wettkampf stiegen. Am vierten Gerät - die Schweiz an den Ringen (41.099 P.) und Frankreich am Pauschenpferd (40.332) - gingen die Einheimischen dann erstmals mit 0.031 P. in Führung. Diesen bauten sie dann beim Sprung gegenüber unseren westlichen Nachbarn, welche an den Ringen im Einsatz waren, auf vorentscheidende 1.931 P. aus. Als der stärkste Schweizer Barrenturner, Noe Seifert, bei der Riesenfelge zum Diamidov gleich zweimal vom Gerät musste, wurde es nochmals spannend, und so lag es am Ende an Henji Mboyo den Schweizern mit einer fehlerfreien Übung (14.433 P.) die Bronzemedaille - schliesslich mit 1.397 P. Vorsprung auf Frankreich -zu sichern.

 

Mit den total erturnten 84.164 Punkten war Henji damit nicht nur der wichtigste Punktelieferant für sein Team, sondern er setzte sich in der Qualifikationsrangliste des Mehrkampfs hinter dem Briten Regini-Moran (85.964 P.) und dem Russen Andrei Makolov (85.798) auf den hervorragenden 3. Platz. Zudem qualifizierte er sich für die Gerätefinals am Boden (6.), Pferd (7.), Barren (5.), Reck (3.) und hielt damit die Hoffnung auf weitere Medaillengewinne am Leben.

 

Sturz am letzten Gerät verhindert Mehrkampfmedaille

 

Im Mehrkampf-Final, den neben ihm auch noch Samir Serhani, seinerseits 5. der Qualifikation, erreicht hatte, hatte sich Henji im Kampf um Bronze in erster Linie mit dem zweiten Briten, Joe Fraser, auseinanderzusetzten. Nachdem Henji am Startgerät (Boden) mit 0.3 P. vorgelegt hatte, geriet er am Pauschenpferd, als er im Handstand auf einer Pausche das Gleichgewicht nicht halten konnte und einen Griff gleich zweimal auf den Pferdkörper setzen musste, um 0.8 P. in Rücklage. Diesen Vorsprung baute Fraser an den folgenden beiden Geräten - Ringe und Sprung - gar auf 1.099 P. aus. Als diesem am Barren dann bei der Felge zum Handstand ein Patzer unterlief und ihm in der Folge auch ein nicht gehaltener Handstand auf einem Holm aberkannt wurde (13.166 P.) und andrerseits Henji eine fehlerlose Übung zeigte (14.266 P.) lag dieser vor dem letzten Gerät mit einem Vorsprung von einem Tausendstelpunkt auf dem Bronze-Platz. Das Reck musste also entscheiden: Fraser ging dabei als erster ans Gerät und turnte seine Übung fehlerfrei durch, was ihm die zweithöchste Wertung in diesem Wettkampf an diesem Gerät eintrug. Henji war damit herausgefordert und wusste, dass er seinerseits nur mit einer auf den Punkt geturnten Übung die Medaille noch holen konnte. Ein enormer Druck, dem er schliesslich nicht standhalten konnte und in der Folge beim Durchschub mit halber Drehung zum Handstand und beim gestreckten Tkatchev gleich zweimal auf die Stange fiel. Mit der Wertung von 11.033 P. musste er am Ende anstatt mit einer Medaille mit dem 7. Schlussrang vorlieb nehmen und das noch hinter Samir Serhani, der sich einzig ebenfalls am Reck eine Landung auf allen Vieren zu Schulden kommen liess und ausgezeichneter Fünfter wurde. Den Sieg sicherte sich überlegen der Brite Gianni Regini-Moran vor dem Russen Andrei Makolov

 

Beherzter Auftritt, aber keine weiteren Medaillen in den Gerätefinals

 

Immerhin konnte sich Henji damit trösten, dass es für ihn in den vier Gerätefinals vom Sonntag weitere Chancen auf Medaillen gab. Das Glück war ihm in diesen dann aber auch nicht hold. Obwohl er sämtliche Finalübungen ohne gröbere Fehler durchturnte, blieben ihm am Ende nur drei 4. Ränge (Pferd, Barren, Reck) und ein 5. Rang am Boden. Als einzigem gelang es Moreno Kratter in den Gerätefinals, am Reck, für die Schweiz eine weitere Medaille - Silber - zu sichern.

 

Nichts desto trotz hat Henji Mboyo mit seinem beherzten Auftritt an der Heim-EM beim Publikum und seinen Mitkonkurrenten mächtig Eindruck hinterlassen. Wir dürfen uns jetzt schon auf weitere Grosstaten des jungen TVO-Athleten freuen. Eine weitere Chance diesbezüglich ergibt sich bereits an den Schweizer Meisterschaften der Junioren vom 18./19. Juni in Maienfeld, wo er als Favorit auf den Mehrkampftitel ins Rennen steigen wird.

 

Bruno Valsangiacomo